Wiesbauer Radsport-Gourmet - 56. Burgenland-Rundfahrt Horitschon

Als würdiger Sieger durfte sich Daniel Auer in Horitschon feiern lassen. Der oststeirische Felbermayr-Fahrer war mit lediglich zwei Mannschaftskollegen am Start erschienen;

Georg Zimmermann musste wegen Knieproblemen w.o. geben, zudem war der Hauptteil der Welser Mannschaft noch in Kroatien engagiert. Für Auer schienen die sportlichen Voraussetzungen anfänglich sogar doppelt ungünstig: wegen einer Nebenhöhlen-Entzündung musste er neun Tage pausieren und konnte erst wieder vier Tage vor dem Rennen wieder aufs Rad steigen. Offenbar hat ihm diese Zwangspause aber gut getan.

Beeindruckende 480 Hektar Weinanbaufläche können die Winzer von Horitschon vorweisen. Eine Weingartenrunde im Mittelpunkt des „Blaufränkischlandes“ würde sogar ein wenig länger sein als die Rundstrecke, die für die Rennfahrer ausgewählt worden war, nämlich knapp 35 km gegenüber rund 28 km für die Bundesliga. Horitschon wird wohl auch im kommenden Jahr wieder die Wiesbauer-Radbundesliga zu Gast haben. Diese dann 57. Auflage der Burgenland-Rundfahrt wird „ganz bestimmt zustande kommen“, ist LRV-Landespräsident Edmund Berlakovich zuversichtlich.

Sehr hektischen Funkverkehr zwischen den Rennfunktionären gabs schon während der ersten Runde des Rennens. Nach kurzen Beratungen gab Jury-Chef Hans Enzi dann den Beschluss bekannt, das Rennen von sechs auf fünf Runden zu verkürzen. Ausschlaggebend war der grenzwertig starke und vor allem böige Wind, der Messungen zufolge eine Stärke von bis zu 80 km/h aufwies.

Die Eisenbahn hat Nachrang gegenüber den Rennfahrern: dieses Kuriosum stellte sich auf der alten Nebenbahnstrecke bei Horitschon dar. Die „Eisenbahn“ waren allerdings muskelkraftbetriebene Draisinen, deren Besatzungen gerne eine kurze Pause einlegten, um beim Bahnübergang die Rennfahrer anzufeuern – ihre viel schnelleren Pedaleur-Kollegen auf der Landstraße gewissermaßen.

Wie brutal Höhen und Tiefen im Radsport manchmal beisammen liegen, sei an der Amplatz- Mannschaft dokumentiert: am Vortag des Bundesliga-Rennens konnte Marek Canecky das UCI- 1.2-Rennen im ungarischen Visegrad gewinnen, in Horitschon hatte der Slowake dann schon nach 500 Metern Defekt und konnte aufgrund des irren Anfangstempos den Anschluss nicht mehr schaffen. Wenig später flog Mario Schoibl über die Leitplanken in den Graben, knallte Janos Pelikan auf den Asphalt und dann gab zur Halbzeit des Rennens auch noch der Amplatz-Betreuerbus mit Kupplungsschaden seinen Geist auf.......

Sehr eilig hatte es WSA-Fahrer Helmut Trettwer nach der Siegerehrung. Der Deutsche musste noch am Sonntagabend(!) seinen Dienst bei der Grenzschutz-Polizei in Bayern antreten. Der sympathische Bayer bezeichnet sich selbst gerne als „Hobbyradler“, der aber Horitschon in guter Erinnerung behalten wird: Sieg beim Abend-Kriterium und Rang drei und auch “Aktivster Fahrer“ beim Bundesliga-Rennen trotz eines Defektes 15 km vor dem Ziel.

 

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