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Michael Gogl peilt eine Topplatzierung beim Klassiker-Opening in Belgien an - Foto: Peter Maurer

Gogl: "Omloop ist für uns wie Sölden für die Skifahrer"

Mit dem Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne steht am kommenden Wochenende der Beginn der Nordklassikersaison an. Vorne mitmischen will dabei auch der Österreicher Michael Gogl. Der 27-Jährige aus Wolfsegg führt das Aufgebot seines südafrikanischen Rennstalles Qhubeka-Assos bei den beiden ersten Pflasterrennen des neuen Jahres an.

 „Das ist wie der alpine Skiauftakt in Sölden. Jeder ist heiß nach der Wintervorbereitung und jeder will wissen wo er steht. Da wird vom Start weg voll gefahren und es ist das erste richtige Highlight des Jahres“, berichtete der Oberösterreicher, der erst zum zweiten Mal in seiner Karriere am Opening-Wochenende teilnimmt. Mit seinem achten Platz beim Amstel Gold Race 2017 sowie seinem neunten Rang im Vorjahr bei Strade Bianche zeigte er, dass ihm die schweren Eintagesrennen durchaus liegen.

Zuletzt startete der Österreicher gut in die Saison, wurde Gesamtsechster beim Etoile de Bessèges: „Ich fühle mich gut. Die Bessèges-Rundfahrt ist super für mich gelaufen. Ich war im Winter viel im Süden und habe schon etliche Kilometer gesammelt.“ 2015 sammelte er, damals noch beim Team Tinkoff seine ersten Erfahrungen auf der WorldTour. Über Trek-Segafredo ging es im Vorjahr zum Team NTT, dass seit dieser Saison nach Abgang des Hauptsponsors als Qhubeka-Assos an den Start geht.

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Gogl hat sich zu einer fixen Größe auf der WorldTour etabliert, ist immer wieder bei den ganz großen Rennen für seine Mannschaft im Einsatz und zeigt sich dort auch immer sehr aktiv. Im Vorjahr setzte er bei der Strade Bianche einige der Favoriten mit seinen Attacken unter Druck, beendete das Rennen am Piazza del Campo in Siena dann als Neunter, trotz Hitzschlags. „Der neunte Platz im letzten Jahr hat mir riesige Motivation gegeben. Es war ein schönes Ergebnis, dass für Selbstvertrauen gesorgt hat“, so der Oberösterreicher.

Das Wochenende in Belgien ist nun für Gogl ein intensiver Auftakt in die Klassikersaison. Denn bis zum Amstel Gold Race hat er alle großen Frühlingsrennen auf seinem Rennplan stehen. Für das Opening hat der Österreicher auch schon zwei Mannschaften ausgemacht, die die Rennen bestimmen könnten: „Die Jungs von Quick-Step werden wieder zu favorisieren sein. Sie haben eine so gute Mannschaft und müssen eigentlich das Rennen gestalten, aber auch Trek-Segafredo rund um Vorjahressieger Jasper Stuyven und Mads Pedersen verfügt über ein absolutes Topteam.“

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Der 27-Jährige selbst wird in seiner Mannschaft die Leaderrolle annehmen. Mit dem Stundenweltrekordler Victor Campenaerts und dessen Landsmann Dimitri Claeys hat er starke Helfer an seiner Seite, die vor allem auf viel Erfahrung auf dem schwierigen Terrain in Flandern verfügen. „Der Instinkt und die Erfahrung spielen eine große Rolle bei den belgischen Klassikern. Viele der Hellinge und Pflasterabschnitte werden mehrmals in den unterschiedlichen Rennen befahren. Das eine Mal fährst du ihn von links an, das nächste Mal von der rechten Seite. Wenn du nicht aufpasst, wird dir komplett schwindlig dabei“, schmunzelte der Österreicher.

Dass er im Nachwuchs, ganz im Unterschied zu vielen seiner Kontrahenten nur wenig Erfahrung auf den Kopfsteinpflasterpassagen gesammelt hat, sieht Gogl nicht als Nachteil. „Bei den Profis beginnt alles bei Null. Das ist ein ganz anderes Niveau und ein ganz anderer Rennablauf“, erklärte er. Wichtig, so der Wolfsegger, sei es aber, durchgehend achtsam zu sein im Feld: „Die Positionierung in den Schlüsselpassagen ist extrem wichtig. Im letzten Jahr war ich am Koppenberg weit hinten im Feld und somit war die Flandern-Rundfahrt für mich gelaufen.“

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Wie schon im letzten Jahr, damals zum ungewöhnlichen Termin im Spätherbst sind auch 2021 keine Zuseher bei den belgischen Rennen zugelassen. „Im Prinzip bist du so im Tunnel und am Limit, dass du die Anfeuerungen der Zuseher nicht wirklich mitbekommst. Allerdings werde ich die Fünferreihen der Fans am Kwaremont schon vermissen. Aber ich hoffe, das kommt schnell wieder zurück, derzeit sind wir über jedes Rennen einfach froh, dass ausgetragen werden kann“, schilderte der Qhubeka-Profi. Auch, dass die Klassiker nur wenige Monate nach den letzten im Herbst stattfinden, empfindet er nicht unterschiedlich im Vergleich zu den Jahren zuvor. „Natürlich, nach der letzten Saison war ich sehr müde, aber dass wir die Klassiker zuletzt im Herbst gefahren sind, hat an der Vorbereitung für dieses Jahr nichts geändert.“

Schon 2020 wollte er eine mitentscheidende Rolle bei den so prestigeträchtigen Frühjahresklassikern spielen, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Dieses Jahr will Gogl in Flandern voll durchstarten: „Ich fühle mich gut und wenn ich diese Leistung jetzt abrufen kann, dann bin ich vorne mit dabei. Mit einem Resultat in den Top Ten wäre ich schon richtig zufrieden.“

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In seiner Heimat in Oberösterreich bereitete er sich in den letzten Wochen vor, bei ähnlichen Wetterverhältnissen, wie ihn in Belgien erwartet. Was einen Spezialisten für diese Rennen ausmacht, beschrieb Gogl folgendermaßen: „Es braucht Talent, Instinkt, Erfahrung und einen unglaublichen Punch. Die Spezialisten für die Nordrennen haben alle eine abartige 3-Minuten-Leistung unter Dauerbelastung. Aber du musst auch technisch extrem versiert sein auf diesen schwierigen Straßen.“

Gleich in seiner ersten Profisaison vor mittlerweile fünf Jahren ging es für ihn erstmals über das holprige Pflaster und die steilen Hellinge. „Ich kann mich noch gut an meine ersten Rennen erinnern, damals an der Seite von Sagan bei Tinkoff-Saxo. Da ging es echt ums Überleben für mich in der Hektik des Feldes, am Ende hat er dann die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Das war schon cool damals“, erinnerte sich der Österreicher, der am Samstag mit den besten Fahrern um die Toppositionen beim Omloop Het Nieusblad kämpfen will.

Fotos: Peter Maurer

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