Kette rechts - RBL # 3 - GP Vorarlberg/Nenzing

03. Mai 2017
Veröffentlicht in Radliga News

Wieder einmal fährt ein echter Exote in der heimischen Radliga: das Team Tirol hat mit Valens Ndayisenga einen Afrikaner ihren Reihen. Der junge Schwarzafrikaner stammt aus Rwanda, einem Kleinstaat in Ostafrika und ist als eine Art Gastgeschenk zu sehen: Weil Tirol-Manager Thomas Pupp über die tiroler Landesregierung den Radsport in Rwanda unterstützt, darf der 23jährige Valens bis Jahresende unter der Flagge des Team Tirol Cycling radeln.

In seiner Heimat, gibt es rund dreißig, vierzig ernstzunehmende Rennfahrer, da gilt er als großes Talent und ist immerhin mehrfacher Landesmeister. In Mitteleuropa aber hat er sichtlich noch Abstimmungsprobleme: sowohl in Horitschon wie auch in Nenzing stieg er vorzeitig vom Rad, „too much cold“ wars für ihn vor allem in Vorarlberg. Was diesmal freilich für das halbe Teilnehmerfeld Gültigkeit hatte. Immerhin: zuvor hatte Valens das schwere Etappenrennen „Tour of the Alps“ zu Ende gefahren – als Viertletzter.

In den Räumlichkeiten der Sportmittelschule Nenzing ist traditionell die gesamte Infrastruktur des Radrennens zu Gast. Hatten sich die Schüler aus Nenzing in früheren Jahrzehnten einen guten Namen als mehrfache Bundessieger der Fußball-Schülerliga gemacht, präsentieren aktuell die jungen Mädchen und Burschen stolz ihre Pokale als Sieger in einer modernen Technikwelt: die Computer-Spezialisten bauen lebensnahe Roboter, die mittels raffinierter Prozessoren zu scheinbar echtem Leben erweckt werden. Prunkstück der jungen Tüftler ist heuer eine fast meterlange Schlange, eine Königskobra aus Lego-Steinen. Heuer nehmen die jungen Nenzinger schon zum siebenten Mal am weltweiten Robo-Schülercupfinale teil. Die Endrunde findet im Sommer in Japan statt, vier Mal durfte sich die SMS Nenzing in verschiedenen Kategorien bereits als Sieger dieser Wettbewerbe feiern lassen.

„Happy Birthday to You“ über dieses Ständchen aus vollen Kehlen einer guten Hundertschaft an Zuschauern durfte sich Patrick Schelling vor dem Rennen freuen. Der Schweizer Rennfahrer vom Team Vorarlberg feiert am 1. Mai Geburtstag, diesmal war es sein 27ster. Für ihn persönlich (Platz 28) gabs diesmal nichts zu feiern, der zweite Tagesrang seines Landsmannes Fabian Lienhard hat aber der Stimmung des Teams beim Heimrennen dennoch gut getan.

Wohl in keinem anderen Veranstaltungsort als Nenzing hätten die Radrennfahrer bei solch schlechtem Wetter eine bessere Zuschauerkulisse vorgefunden. Die Vorarlberger Bevölkerung zeigte sich einmal mehr auch bei schwierigen äußeren Umständen als sportbegeistert und zollte den kämpfenden, frierenden Radrennfahrern entlang der Strecke den gebührenden Respekt. Unverdrossen spielte bei strömendem Regen im Zielbereich die Blasmusik, stärkten sich die Zuschauer mit Currywurst, Bier und Kuchen, feierten die Allerjüngsten, die bei strömendem Regen mit ihren winzigen Fahrrädern beim „Käferle-Cup“ mitgemacht hatten. Nenzing wird wohl auch 2018 wieder ein großes, würdiges Bundesligarennen am 1. Mai ausrichten – bei hoffentlich einmal besserem Wetter, das würde dann ein wirklich tolles Radfest hergeben.

Nicht sehr ausschweifend ist nach dem Tagessieg von Matej Mugerli die Feier beim Team Amplatz-BMC ausgefallen. Ein Teil der Mannschaft reiste von Vorarlberg gleich weiter Richtung München, wo noch am späten Montagabend der Flug nach Baku wartete; das Langenloiser Team nimmt so wie im Vorjahr wieder an der fünftägigen Aserbaidschan-Rundfahrt teil. Ebenso übrigens Hrinkow Advarics, dessen Asien-Sextett sich allerdings den Auftritt zuvor in Nenzing gespart hatte.

Matthias Krizek, die Stimmungskanone im bunten Feld der heimischen Radliga, wurde in Nenzing  „aktivster Fahrer“. Seine Soloflucht über rund 50 Kilometer ließen ihn dafür die nötigen Punkte bei Berg- und Sprintwertungen sammeln.

Viele Beobachter sahen im ehemaligen Vuelta-Teilnehmer bereits schon den späteren Tagessieger, doch zwei Kilometer vor dem Ziel hatte er alle Körner verbraucht und rettete buchstäblich auf dem Zahnfleisch fahrend wenigstens noch den dritten Tagesrang. Dennoch: Fahrer wie Krizek bitte vor den Vorhang!