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Foto (c): bettiniphoto

Parforce-Ritt von Großschartner nach Cervinia - Konrad auf 7. Gesamtrang

Bei 19 Giro-Etappen fuhr Bora-hansgrohe-Profi Felix Großschartner in Railjet-Manier im Feld die Löcher zu, schuftete über 3000 km für seine Kapitäne Patrick Konrad und Davide Formolo. Er hielt die Nase für dieses Duo tagelang in den Wind und beschützte sie auf den vielen schweren Bergetappen.

Bei der heutigen Etappe über 214 km von Susa zur Bergankunft in Cervinia, die Mikel Nieve (Sp/Mitchelton-Scott) an seinem Geburtstag gewann, wurde der 24-Jährige von Bora-Sportdirektor Christian Pömer für seinen Teamspirit mit einem „Freifahrtsschein“ belohnt. Großschartner schaffte es bereits nach wenigen Kilometer in eine 25 Mann große Spitzengruppe, die von Berg zu Berg kleiner wurde. Erst am vorletzten Anstieg, dem Col Saint Pantaleon, konnte Nieve den Oberösterreicher abschütteln, am Schlussanstieg nach Cervinia musste Großschartner noch Robert Gesink (Hol./Lotto NL-Jumbo) vorbeiziehen lassen.

„Natürlich hätte ich gern gewonnen, aber ich bin mit Platz drei total happy! Ich habe drei Wochen lang für unser Team mein letztes Hemd gegeben, meinen Job perfekt erledigt. Heute habe ich meine Chance bekommen und sie genützt“, jubelte der Marchtrenker über den dritten Etappenplatz. Dieser ist auch seine bisher beste Platzierung auf Worldtour-Niveau, sein größter Erfolg.

„Der Giro verlief für unser Team einfach genial, im nächsten Jahr komme ich wieder und schnappe mir einen Etappensieg“, sagte der 24-Jährige, der sich auch in der Gesamtwertung auf Rang 28 verbesserte. In Führung liegt nach wie vor Chris Froome (GB/Sky) 46 Sekunden vor Tom Dumoulin (Sunweb), die der Holländer beim morgigen Giro-Finale in Rom eigentlich nicht mehr aufholen kann. Froome steht somit vor seinem ersten Giro-Sieg.

Erfolgreich verlief der Tag auch für Team-Kapitän Patrick Konrad: Er kam mit zusammen mit seinen härtesten Kontrahenden Pello Bilbao (Astana) und George Bennett (Lotto-Jumbo) knapp hinter Tom Dumoulin ins Ziel, machte aufgrund des Totalausfalls von Thibaut Pinot noch eine Position gut und wird wohl die Italien-Rundfahrt auf Platz sieben beenden.

„Wir haben die letzte Giro-Woche mit unserem Performance-Team minutiös geplant und die Pacingstrategien exakt für dieses Monsterfinale berechnet. Uns war wichtig, gerade für die beiden Schlussetappen noch ausreichend Reserven zu haben. Und es hat sich gelohnt! Wir haben vor der morgigen Schlussetappe zwei Fahrer unter den Top-Ten der Gesamtwertung und es freut mich besonders, dass mein oberösterreichischer Landsmann Felix Großschartner seine Chance genützt hat und aufs Podium fuhr. Morgen werden wir versuchen, diesem aus Bora-hansgrohe-Sicht tollen Giro noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen“, sprudelt es nur so aus Bora-hansgrohe-Direktor Christian Pömer heraus.

Sportlich tragisch verlief die Etappe für Georg Preidlers Teamkapitän Thibaut Pinot: Am Vortag noch mit den ersten Verfolgern im Ziel und scheinbar sicher auf dem 3. Podiumsplatz einzementiert, brach der 27-Jährige am Anstieg zum Col Saint-Pantaleon komplett ein. Begleitet von Preidler & Co. schleppte sich Pinot unter Hustenanfällen mit dem Gruppetto ins Ziel, wo er mit Fieber und völlig dehydriert umgehend ins Krankenhaus eskortiert wurde.

„Er ist die ganze letzte Woche über seinem Limit gefahren. Wenn dein Körper dir befiehlt, aufzuhören, kannst du das nicht ewig ignorieren. Es war furchtbar anzuschauen aber ich habe großen Respekt davor, dass er die Etappe durchgefahren ist. Er hatte große Qualen", so Pinots Teamkollege Jeremy Roy.

Am Abend vermeldete Groupama-FDJ, dass der Kapitän zur letzten Etappe in Rom nicht mehr antreten wird.

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