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Bruno Hohenegger - Nachruf für einen Freund

Hallo Bruno,

du hast dein Dasein dem Radsport gewidmet.

In früheren Jahren, der Zeit beruflicher Tätigkeit war deine Gewissenhaftigkeit auch als Statiker gefragt. Bei Gelegenheit erzähltest du mit sichtlichem Stolz, beispielsweise die Tragfähigkeit des Reinhardt-Seminars berechnet zu haben.

Die ganze Lebensenergie, Verlässlichkeit und Treue jedoch, die dir in reichem Ausmaß gegeben war, hast du vielen Generationen von Sportlern geschenkt, die sich diesem schönen aber harten, entbehrungsreichen Sport verschrieben haben. Sie konnten besonders gut deine Ehrlichkeit, die Wertschätzung, die du ihnen entgegengebracht hast, beurteilen und zeigten dir auch die Dankbarkeit für deine Bemühungen.

Ich kannte dich seit dem Ende der 80er Jahre, der Zeit, als du mit mir den Junioren-Nationalkader betreut hast. Es war keine Seltenheit, besonders bei den Frühjahrs-Trainingslagern in Istrien, dass du die Naschkatzen unter ihnen - und das waren sie ja fast alle - mit dem Inhalt deiner Umhängetasche, deren Gewicht zu schultern nur dir möglich war, mit Köstlichkeiten, die du auf eigene Kosten gekauft hast und die jeder Ernährungsempfehlung spotteten, verwöhntest. Jene, die damals dabei waren, können sich bestimmt noch an den Obstsalat à la Bruno erinnern, dessen Zubereitung du zwar mühevoll, scheinbar missgelaunt, ächzend und stöhnend aber doch höchst liebevoll hinter dich brachtest - in Wahrheit vollzogst du ein für dich wichtiges Ritual. Es war keine Seltenheit, dass die eine oder andere Zukunftshoffnung, die den Angeboten nicht widerstehen konnte, mit mehr Kilogramm Körpergewicht vom Trainingslager zurückkehrte als sie hingefahren war, trotz anspruchsvollen Trainingsprogramms.

Du hast dir - abgesehen von den Rennfahrern - die anstrengendste Rolle· auf der Bühne des Radsports ausgesucht. Heute sind es die Physiotherapeuten, zu deiner Zeit hießen sie noch Masseure. In keiner Sportart sind sie größeren Belastungen ausgesetzt, wird mehr Vielseitigkeit gefordert als in unserer Branche. Inder Blüte deiner Jahre warst du für alle, die sich der Unterstützung junger Menschen verschrieben haben, ein großes Vorbild.

In der ÖRV-Geschäftsstelle hattest du einen reservierten Platz im Trainerzimmer. So lange es deine Gesundheit zuließ, bist du dort jeden Tag gesessen, hast Radsportdokumentationen und Tabellen. angefertigt - es gab fast nichts, was sich dafür nicht angeboten hätte - und die Damen des Sekretariats bei der administrativen Aufgabenbewältigung unterstützt. Dass sich dabei Papier- und Zeitungsstapel in bedrohliche Höhen auftürmten, hat zwar den Mikrokosmos des Büros, nicht aber dich ins Wanken gebracht. Eine vor Jahren wochenendfüllend und mit Hingabe durchgeführte Sichtungs- und Entsorgungsaktion von GS Rudi Massak verpuffte ergreifend wirkungslos.

In der letzten Jahren wehrte sich dein Körper immer mehr gegen die Ansprüche, die du ihm zugemutet hast. Dein letztes von unzähligen Radrennen, die du miterlebt hast, war nicht zufälliger­ weise der Heurigen GP in Klein Engersdorf, das Abschlussrennen der österreichischen Radsportsaison. Du bist damals, Anfang Oktober, schon schwer gezeichnet von deiner Krankheit, auf der Bank nach dem Ziel gesessen. Still - Abschied nehmend.

Nun bist du über die Ziellinie, die für uns alle schon gezogen ist, gefahren. Es ist Zeit auszuruhen. Ein höchst achtbares Rennen liegt hinter dir, Du stehst auf dem Podest und hast den Applaus, den dir deine Freunde spenden, redlich verdient.

Servus Bruno!

Franz Hartl

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