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Adolf Schmal - Fotograf/Zeichner: unbekannt

315 Bahnkilometer für Österreichs erste Radsport-Olympiagoldene

Am 13. April 1896, also vor genau 125 Jahren, gelang Adolf Schmal die bisher einzige Olympische Goldmedaille im Radsport. Der in Dortmund im Ruhrgebiet geborene Österreicher entschied das 12-Stunden-Rennen im Velodrom Neo Faliro in Athen bei den ersten Spielen der Neuzeit. Zwei Tage zuvor wurde er über 333,3 Meter und über 10.000 Meter Dritter, die bislang einzigen Olympiamedaillen für Österreich im Radsport.

Das sportliche Multitalent Schmal wäre eigentlich Österreichs erster Olympiasieger gewesen. Denn auch im Säbelfechten trat der damals 23-Jährige an und stand vor dem Turniererfolg mit zwei Siegen an Vorsprung. Doch nachdem der griechische König Georg I. in der Fecht-Arena erschien, wurde das Finale abgebrochen und neu ausgetragen. Schmal erreichte dann den vierten Rang und somit kürte sich der Wiener Paul Neumann mit seinem Sieg am 11. April über 500 Meter Freistil im Schwimmen zu Österreichs erstem historischen Goldmedaillengewinner.

Doch Schmal hatte nicht nur seinen Fechthelm und seinen Säbel im Olympiagepäck, als er mit dem Zug nach Athen reiste, sondern auch sein Fahrrad. In seinem ersten Einsatz auf der Bahn, dem 100 Kilometer-Rennen, schied er vorzeitig aus. Viel besser lief es dann an seinem nächsten Bewerbstag. Dort wurde er innerhalb von wenigen Stunden im Fliegerrennen über 333,33 Meter und über 10.000 Meter jeweils Dritter, was damals aber nicht die Bronzemedaille bedeutete. Denn 1896 bekam der Olympiasieger Silber sowie einen Olivenzweig, der Zweitplatzierte erhielt eine bronzene Medaille und der Dritte ging leer aus, nachdem das knappe finanzielle Budget der Veranstalter nicht mehr zuließ.

Mittlerweile hat das Internationale Olympische Komitee diese Ergebnisse aber auf die nun bekannten Medaillenfarben geändert und in der ewigen Bilanz zählen Schmals Podiumplätze als Bronzemedaillen. Über 333,33 Meter verpasste Österreichs erster und einziger Bahnradteilnehmer 1896 den zweiten Platz hauchdünn. Nachdem er den Bewerb ex aequo mit dem Griechen Stamatios Nikolopoulos abschloss, ging es für die beiden in ein so genanntes Race-Off. Dabei setzte sich der Grieche um 1,2 Sekunden durch.

Vor 60.000 begeisterten Zuschauern folgte dann am 13. April ein sehr spezieller Wettkampf, der wohl längste Radbewerb der Olympiageschichte. Denn wer über einen halben Tag lang die längste Distanz auf der 333,33 Meter langen Bahn zurücklegte, krönte sich zum Olympiasieger im 12-Stunden-Rennen. Insgesamt sieben Fahrer nahmen dieses Unterfangen in Angriff, gemeinsam mit dem Briten Frederick Keeping setzte sich Schmal früh von den Kontrahenten ab und das Duo schaffte den ersten Rundengewinn. Schon nach drei Stunden warfen vier der sieben Starter das Handtuch. Als am Nachmittag auch der fünfte Athlet vorzeitig vom Rad stieg, einigten sich Schmal und Keeping auf eine Pause.

Nach 945 Runden beendete Schmal den Wettbewerb als Sieger. Exakt eine Runde mehr als Keeping hatte er in den zwölf Rennstunden absolviert. Das gesamte Tempo entsprach einem Schnitt von 26,25 km/h. Sein fünfter Auftritt in Athen und zugleich sein erfolgreichster, sollte auch sein letztes Antreten bei Olympischen Spielen sein. Der vielseitige Sportler wurde zum vielseitigen Journalisten. Schmal wurde Herausgeber der Illustrierten Allgemeinen Radfahrerzeitung und der Allgemeinen Automobil-Zeitung, schrieb 1904 das Werk „Ohne Chaffeur“, ein Motorradhandbuch und verstarb 1919 an einem Herzschlag in Salzburg.

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