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Finales Kette rechts

Finales Kette rechts:

Nicht mehr alle Bundesligateams konnten oder wollten das Sechser-Kontingent beim Mannschaftszeitfahren rund um den Attersee ausnutzen. WSA Greenlife stand ähnlich wie im Vorjahr nur mehr mit einem Quartett am Start, „Verletzungen, Erkrankungen, das letzte Aufgebot“, scherzte Teamchef Christoph Resl säuerlich. Tatsächlich musste er sich schon Verstärkungen bei seinem Schwesterklub „Maloja Pushbikers“ holen: Christian Grasmann, seines Zeichens Vereinsobmann des bayerischen MTB-Klubs, und der Australier Joshua Harrison, ein Weltklassefahrer auf der Bahn, mussten für das Zeitfahren herhalten. Als dann nach nur 500 Metern das nagelneue sündteure Zeitfahrrad von Felix Ritzinger seinen Geist aufgab („mein Fehler, hab das Hinterrad schlecht montiert“), und Helmut Trettwer 15 km lang mit einer Biene unter dem Zeitfahrhelm leben musste, kann man den vierten Tagesrang der Grazer durchaus als sensationell einstufen.

 

Das oberösterreichische Team Feldbinder Owayo KTM war im Frühjahr 2017 neu in die Bundesliga gekommen und hat mit vielen Ambitionen die beiden Saisonen bestritten. Der Schwerpunkt war auf die U 23-Nachwuchsarbeit gerichtet, 2017 hatten die Rennfahrer von Manager Andreas Baumgartner immerhin fünfzig Renntage absolviert. Heuer kam jedoch kam Sand ins Getriebe und Baumgartner muss schweren Herzens den Verein zusperren. Wo die jungen Rennfahrer, u.a. die Hammerschmid-Zwillinge, künftig unterkommen werden, ist noch völlig offen. Alle Fahrer wollen, wenns irgendwie geht, ihrem intensiven Hobby, dem Radsport, weiter treu bleiben.

 

Herbstzeit ist Transferzeit: Am Attersee und keine 24 Stunden später in Judendorf gaben sich die meisten Rennställe noch sehr zugeknöpft, was ihre möglichen neuen Fahrer bzw. Abgänge betrifft. In Wels wird’s nach aktuellem Stand der Dinge zumindest einen Abschied geben: Der Italiener Filippo Fortin, heuer vierfacher Saisonsieger und exzellenter Sprinter, wird künftig bei Cofidis seine Brötchen verdienen. Ob Riccardo Zoidl und Stephan Rabitsch, die Aushängeschilder des Welser Teams, auch 2019 bleiben werden, ist noch offen. „Wir reden erst nach der WM über alle Möglichkeiten“, so Teamchef Andi Grossek in Judendorf. „Immerhin können wir auf das sportlich erfolgreichste Jahr unseres Vereins zurückblicken“, so der gebürtige Grazer. Kleinere Brötchen backen wird künftig in jedem Fall MyBike Stevens, vor einem Jahr als Amplatz-BMC noch Gesamtsieger der Bundesliga. Teammanager Christoph Kaltenböck, will sich dem Vernehmen nach verstärkt um den Aufbau eines starken U 23-Teams mit nur mehr heimischen Fahrern widmen.

Das renommierte Grazer Autohaus Edelsbrunner war so wie Vorjahr einer der Hauptsponsoren das Judendorfer UCI-Rennens: ein Dutzend große Peugeot-Modelle wurden der Organisation zur Verfügung gestellt, für Rennleiter, Mechaniker, Punkterichter, VIP-Betreuung etc. Den UCI-Status des Rennens konnte man überhaupt am Umfang der Organisation erkennen: 26 Motorräder, dazu insgesamt 21 Autos für Rennleitung, Absicherung, Begleitung; und schließlich die 22 Betreuerfahrzeuge bei der Elite und zehn bei den Junioren. Für die perfekte Absicherung der 20 km-Rundstrecke waren rund fünfzig Feuerwehrleute und zwanzig Polizeibeamte verantwortlich.

Im Zielbereich des Judendorfer Rennens kam die Gastronomie wie in den vergangenen Jahren nicht zu kurz. Das Catering für die heuer erfreulich vielen Rennbesucher besorgte das renommierte Gasthaus Lammer, das seit Jahren immer auch ausländische Rennfahrer beherbergt. Heuer sinds die deutschen Fahrer ausThüringen gewesen. Treue Kostgänger waren auch die US-Amerikaner, die ihre Augen vornehmlich auf Wiener Schnitzel mit Pommes gerichtet hatten. Auch das Kuchen-Buffet im Festzelt mit 25 (!) verschiedenen Köstlichkeiten, gebacken von den Damen des örtlichen Radclubs, „verdient schon das Prädikat UCI 1.1,“ scherzten viele Besucher. Auch die Mannschaft Cycling Friuli zeigte sich angesichts kulinarischer Köstlichkeiten sehr zufrieden und revanchierte sich mit einer kompletten Trikotgarnitur aus der norditalienischen Nachbarregion.

 

Vor drei Jahren war der ehemalige Rennfahrer Roland Eberl als Obmann des Radclubs Judendorf angetreten mit dem Ansinnen, im Zuge der kommenden Weltmeisterschaft das Bundesliga-Finale als WM-Generalprobe aufzuziehen. Diese Vorhaben ist (fast) ganz geglückt, muss Eberl einbekennen. „Ich hätte mir heuer aber schon eine etwas bessere Präsenz unserer WM-Teilnehmer in Judendorf erhofft“, so Eberl, der mit Georg Preidler den einzigen ÖRV-Elitefahrer am Start begrüßen konnte. Immerhin aber soll die Zusammenarbeit mit dem Rennen am Attersee beibehalten werden: Judendorf als letztes Einzelrennen der ÖRV-Bundesliga und danach der „King of the Lake“ als finales Mannschaftsrennen haben sicherlich noch Ausbau-Möglichkeiten, die dem heimischen Radsport förderlich sein könnten.

Eine illustre Zusammensetzung konnte der offizielle Mechanikerwagen des Juniorenrennens von Judendorf aufweisen: als Chauffeur war Stefan Rucker, ehemaliger Elk-Profi und nunmehriger Berufspilot, im Einsatz, als Mechaniker hatte sich kurzfristig Georg Michl, renommierter Sportjournalist der “Kleinen Zeitung“, passionierter Triathlet und Hobbyradler, eingefunden. Zwischenzeitlich war auch Markus Eibegger, in Judendorf diesmal nicht im Einsatz, als Verstärkung mit an Bord. Allen drei blieb übrigens ein Einsatz erspart, das Rennen der Nachwuchsklasse ging ohne Stürze oder Materialprobleme über die Runden.

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