Wiesbauer Radsport-Gourmet - ÖM Berg St.Kanzian-Hochobir

Ist der neue österreichische Bergmeister nun ein Kärntner, Steirer oder Oberösterreicher? Stephan Rabitsch hat seine ersten Lebensjahre im Großraum  Klagenfurt verbracht,  ist danach mit den Eltern nach Hausmannstätten bei Graz übersiedelt und fährt für einen Welser Klub.

Deshalb durfte er sich auch über eine zusätzliche Goldmedaille vom LRVOÖ freuen, ist der gerade 24jährige Steirer (?!) nun auch oberösterreichischer Bergmeister.

Eine Schrecksekunde hatten die Mannschaften von Felbermayr-Simplon und Hrinkow-Advarics am Vortag der Bergmeisterschaft zu überstehen. Nach der Streckenbesichtigung rollte die Welser Mannschaft schon geschlossen bergab, die Hrinkow-Truppe war noch bergauf unterwegs – auf der schmalen Straße zu viele Rennfahrer auf einem Fleck. Matija Kvasina kollidierte mit Josef Benetseder, die Rennmaschine des Kroaten ging dabei zu Bruch. Passiert ist den Fahrern zum Glück wenig: mit einigen Pflastern konnte das Malheur behoben werden. Und Kvasina wurde (mit der Reservemaschine) bekanntlich beim Rennen Dritter.

Solche Auftritte machen den Radsport spannend: Hermann Pernsteiner hat mit seinem zweiten Platz am Obir nicht nur die gesamte Konkurrenz, sondern auch sich selbst überrascht. In der MTB-Szene ist er längst kein Unbekannter mehr, war bereits Vizeeuropameister in der U 23-Kategorie und ist aktueller Zweiter der Marathon-Staatsmeisterschaft. In Kirchschlag in der Buckligen Welt ist der bescheidene Radfloh (56 kg) schon recht populär, ob  seinem Paukenschlag vom Obir vielleicht weitere Auftritte im Straßensport folgen, lässt er offen. „Da muss ich noch viel Erfahrung sammeln und Taktik lernen, auch das Fahren im Feld ist eine ganz andere Sache“.  Für sein deutsches Centurion-MTB-Team will er im nächsten Jahr zunächst aber einmal als Profi fahren. 

Mit gemischten Gefühlen ging der aktuell erfolgreichste österreichische Kletter in Kärnten an den Start. Markus Eibegger, vierfacher österreichischer Bergmeister, knabbert immer noch an seiner schweren Verletzung, die er sich bei der Taiwan-Rundfahrt im Frühjahr zugezogen hatte. An den Beckenbruch erinnert ihn seit damals eine Eisenplatte im Körper. „Gut ein Monat ohne gehaltvolles Training im April, das kannst die Saison über nicht mehr aufholen“, wirkt der bald 31jährige Steirer leicht verzagt. Seinem Klub Synergy Baku wird er dennoch ein weiteres Jahr erhalten bleiben. „2016 ist ja die Olympia-Saison,  die Fahrer aus Aserbaidschan wollen sich für Rio qualifizieren, ich soll helfen,“ sagt Eibegger, der sein Talent zum Bergauf-Fahren mit dem sechsten Tagesrang dennoch  unterstreichen konnte.

Das Knittelfelder Vater-Sohn Duo Rucker wird dem Radsport im Herbst ade sagen, war in St.Kanzian zu erfahren. Horst Rucker, langjähriger Obmann und Betreuer der Bundesliga-Fahrer in der Rapso-Mannschaft, wird nach 23 Jahren im Rennzirkus Schluss machen. Seinem Verein wird er freilich weiter als Helfer erhalten bleiben. Auch Sohn Stefan, ehemaliger Radprofi (österr. Bergmeister 2010), und heuer bei Hrinkow mit Benetseder, Graf in halb Europa unterwegs, wird im Herbst einen Schlussstrich unter den Radsport ziehen. Stefan Rucker ist im Hauptberuf Flugzeugpilot und fliegt medizinische Einsätze. Er hat für den Radsport jetzt (leider) einfach keine Zeit mehr, sagt er.

Ältere Radsportfans können sich noch an frühere Bergrennen am Obir erinnern. Da war die auch heute noch sehr schmale 13 km-Straße noch um ein gutes Stück enger als heute. Alle hundert Meter gabs eine Ausweiche, wo sich zwei PKW vorsichtig begegnen konnten. „Drei Radfahrer nebeneinander, das ging fast nicht, da mussten die äußeren schon hart am Bankett fahren,“ so ein Augenzeuge, der die Rennen am Obir der 80er Jahre erlebt hat. Gelitten haben die Sportler damals wie heute. „Horrible“, schrecklich, keuchte ein völlig fertiger Peter Kusztor zu den wartenden Journalisten. Der Amplatz-Fahrer ist immerhin Gesamt-Dritter der Wiesbauer-Bundesliga.

 

Drucken