Nicht das österreichisch-historische K.u.K., sondern G.u.G. ist angesagt am kommenden Wochenende, wenn die österreichische Radsportelite samt den WorldTour-Profis ihre Meister im Zeitfahren und im Straßenrennen ermittelt. Es ist das immer das einzige Wochenende im Jahr, wo die zahlreichen – und zuletzt höchst erfolgreichen – Auslandsprofis und die ebenfalls erstarkten heimischen Continentalteam-Fahrer aufeinander treffen. Der Prestigekampf beginnt am Freitag, 23.6. beim Einzelzeitfahren in Grünau/Almtal und endet knapp 48 Stunden später am Sonntag, 25.6. beim schweren Straßenrennen in Grein/Donau.
Beide Rennen zählen heuer zur ÖRV-Radbundesliga und für beide Veranstaltungsorte ist es die Premiere bei einer Staatsmeisterschaft.
Das Zeitfahren im Almtal verspricht eine Tempobolzerei zu werden: auf gesperrter Strecke vom Ortszentrum Grünau (Bezirk Gmunden) bis zum Almsee geht’s auf weiten, langgezogenen Kurven rund 60 Höhenmeter hinauf bis zum Ursprung des Almsees und wieder zurück (insgesamt 28 km). Österreichs Weltklasse-Zeitfahrer Matthias Brändle (Trek- Segafredo) ist nicht nur Titelverteidiger (und auch heuer wieder Favorit), aber der Weg zu seinem fünften Staatsmeistertitel dürfte nicht leicht werden: Lukas Pöstlberger, Gregor Mühlberger (beide Bora-hansgrohe) und Riccardo Zoidl, bereits Zeitfahr-Staatsmeister 2012, (Felbermayr Wels) gelten als stärkste Herausforderer des 27jährigen Vorarlbergers. Und natürlich muss man auch den Staatsmeister von 2015, den Steirer Georg Preidler (Sunweb), auf der Liste haben! Und ÖRV-Bundesliga-Spitzenreiter Matej Mugerli (Amplatz) will im Almtal weitere wichtige Punkte sammeln.
Start zur ÖM Zeitfahren (Grünau 28 km): Freitag, 23.6. um 17 Uhr, letzter Fahrer im Ziel ca. 19.51 Uhr.
Staatsmeisterschaft Zeitfahren 2016:
Männer: Matthias Brändle vor Clemens Fankhauser und Riccardo Zoidl bzw.
Frauen: Martina Ritter vor Anna Kiesenhofer und Sylvia Gehnböck.
PS: Die Oberösterreicherin Martina Ritter aus Bad Leonfelden hat in den letzten vier Jahren die ÖM im Zeitfahren jeweils überlegen gewonnen und strebt so wie Brändle heuer Titel Nummer fünf an.
Straßen-Staatsmeisterschaft in Grein: „Nein danke, nix für mich“:
Wenn Österreichs Doyen unter den Radprofis, Bernhard Eisel, heuer auf eine Teilnahme an der Straßenmeisterschaft freiwillig verzichtet, dann muss das Rennen im Strudengau an der ober/niederösterreichischen Grenze wohl seine besonderen Schwierigkeiten haben: auf 160 Kilometern warten nicht weniger als 3.200 Höhenmeter! Ein 32 km langer Rundkurs zwischen Grein, Dimbach und Bad Kreuzen ist fünf Mal zu bewältigen, die ursprünglich geplanten zwei kleinen Zusatzrunden im Raum Grein mussten aus organisatorischen Gründen gestrichen werden. Die Schlüsselstelle des Parcours wird dabei die elf Kilometer (!) lange, ständig leicht steigende Anfahrt von Grein zur Bergwertung nach Dimbach sein. Interessant auch für die Zuschauer: sie können die Fahrer im Verlauf des Rennens mehrere Male anfeuern.
Neun Auslandsprofis in Grein am Start
Bis auf den schon erwähnten Routinier Bernhard Eisel und seinem Trainingspartner Marco Haller (Katusha) werden sich im Strudengau alle heimischen Elitefahrer aus den WorldTour- bzw. Professional Conti-Teams bei diesem Gipfeltreffen einfinden.
Ob der Doppelstaatsmeister von 2016, Matthias Brändle, auch seinen Straßentitel verteidigen kann, ist sehr fraglich, der Kreis der Favoriten ist auf diesem schwierigen Kurs jedenfalls immer noch groß: einiges spricht für Riccardo Zoidl (Felbermayr Wels), den Lokalmatador aus Eferding, der sich in blendender Verfassung befindet und seinen Formaufbau für die Österreichrundfahrt zuletzt mit starken Leistungen (Platz zwei bei OÖ-Rundfahrt, Solosieg beim Bundesligarennen in St.Pölten) untermauern konnte. Natürlich sehen sich die WorldTour-Profis ungern als Verlierer eines solchen prestigeträchtigen Rennens, daher werden starke Allrounder wie Patrick Konrad (13. Tour de Suisse, 16.Giro d Italia) oder Gregor Mühlberger (aktuell 4. der Slowenien-Rundfahrt und Sieger von „Rund um Köln“) sicher einige Worte mitreden. Ebenso natürlich gute Bergfahrer wie Georg Preidler (Sunweb). Weil an diesem Wochenende ja in ganz Europa zeitgleich die nationalen Meisterschaften im Straßenrennen stattfinden, sind die Fahrer der ÖRV-Bundesliga neben dem Rennen in Grein noch bei den Titelkämpfen in elf weiteren Ländern am Start!
ÖM Straße (Grein, 160 km): Start: Sonntag, 25.6., 10.30 Uhr, Zielankunft ca. 14.25 Uhr
Staatsmeisterschaft Straßenrennen 2016: Matthias Brändle vor Gregor Mühlberger und Michael Gogl bzw. Frauen: Christina Perchtold vor Martina Ritter und Silvia Gehnböck.
ÖRV-Bundesliga-Spitzenreiter nach sechs von zehn Rennen ist Matej Mugerli (Amplatz) mit 947 Punkten vor Helmut Trettwer (WSA) 657 sowie auf Platz drei Max Kuen (Tirol Cycling) 508.
Führender Klub in der Mannschaftswertung der ÖRV-Radbundesliga ist Amplatz-BMC (151 Punkte) vor Tirol Cycling (139) und Team Vorarlberg, (114). Platz vier : Felbermayr Simplon (105) sowie WSA Greenlife mit 104 Zählern.