Foto (c) - Werner Kapfenberger

Staatsmeister-„Gipfeltreffen“ in Grein: BORA-Doppelsieg durch Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger

Nicht ganz unerwartet hat das Trio von Bora-hansgrohe bei diesen überaus schwierigen Staatsmeisterschaften nach überzeugender Vorstellung das bessere Ende klar für sich gehabt:

Auf einer selektiven, stark kupierten und kurvenreichen 32 km-Runde mit Start und Ziel in Grein sorgte zunächst Stefan Denifl (Aqua Blue Sport) vom ersten Kilometer an für eine beinharte schnelle Gangart mit dem Ergebnis, dass sehr bald nur noch zwanzig Fahrer das Tempo mithalten konnten – wie erwartet waren alle neun gestarteten Auslandsprofis mit dabei. Der fast elf Kilometer lange und anfänglich zehn Prozent steile Anstieg unmittelbar nach dem Start war wie erwartet der Scharfrichter dieser Meisterschaft, die mit 160 Kilometern relativ kurz, mit 3.200 Höhenmetern aber die Allrounder klar im Vorteil sehen sollte.

In der zweiten von fünf Runden konnten sich Michael Gogl (Trek), Lukas Pöstlberger (Bora) und der Welser Felbermayr-Routinier Markus Eibegger nochmals eine gute Minute absetzen, im Verfolgerfeld versuchte die komplett eingereihte Tirol Cycling-Mannschaft die Ausreißer wieder einzuholen, mehr als deren Vorsprung in Grenzen zu halten, war angesichts der Klasse des Führungstrios aber nicht möglich. Bei einsetzendem Regen im Finish spielten dann die Fahrer des deutschen WorldTour-Teams ihre Klasse aus: während Eibegger zurückfiel, konnte Gregor Mühlberger beim letzten Anstieg Michael Gogl attackieren und setzte sich danach problemlos mit seinem Bora-Teamkollegen Pöstlberger ab, beide fuhren die letzten Meter jubelnd dem Ziel entgegen. Die Medaillenvergabe war dann eine Bora-interne Entscheidung: Mühlberger rollte einige Meter vor Pöstlberger über die Linie. Für den 23jährigen Niederösterreicher aus Haidershofen war es nach zwei Erfolgen in der U 23-Klasse der erste Staatsmeistertitel. Bronze ging so wie im Vorjahr an Michael Gogl, der ab dem kommenden Wochenende mit der Trek-Mannschaft bei der Tour de France im Einsatz sein wird. Der erste größere Auslandsauftritt Mühlbergers im rotweißroten Meistertrikot wird die Polenrundfahrt sein.

Wie unglaublich nahe Glück und Pech im Bora-Team heute beieinander lagen, dokumentieren folgende Zwischenfälle: Beim Anstieg auf der vorletzten Runde wurde Pöstlberger von einem Fahrzeug der Rennleitung ungeschickt angefahren, sein Rennrad geriet buchstäblich unter die Räder des Autos. Pöstlberger konnte mit der Wut im Bauch und einer Ersatzmaschine das Rennen aber rasch fortsetzen. Und Patrik Konrad rutschte im Sprint um Platz fünf in der Zielkurve von der Strecke, rettete zu Fuß mit schmerzverzerrtem Gesicht noch einen zehnten Rang. Wie immer bei großen Rennen gab es auch prominente Fahrer, die leer ausgingen: der zweifache Exstaatsmeister Riccardo Zoidl wurde trotz aufopferndem Finish nur noch Vierter, Stefan Denifl und Zeitfahrmeister Georg Preidler rollten auf den Rängen sieben und acht ins Ziel. Generelle Aussage aller Rennfahrer: eine wahnsinnig schwere Meisterschaft sei es gewesen. Unter 23-Champion wurde etwas überraschend der Oststeirer Lukas Schlemmer (Felbermayr Wels), eigentlich ein Sprinter, mit einem elften Tagesrang.

Den Titel bei den Damen holte sich die Linzerin Martina Ritter, ihr zweiter Straßentitel nach 2015. Die 35jährige Oberösterreicherin, die zwei Tage zuvor bereits überlegen das Zeitfahren gewonnen hatte, setzte sich in der letzten von drei Runden beim langen Anstieg von ihren Konkurrentinnen ab und feierte einen klaren Solosieg vor Titelverteidigerin Christina Perchtold. Ritter konnte sich damit für die Niederlage vom Vorjahr revanchieren, in Straßwalchen hatte damals Perchtold im Zielsprint knapp die Nase vorne gehabt. Bemerkenswert der dritte Rang durch die Linzerin Barbara Mayer, die als nun zweifache Mutter nach einer Babypause ein schönes Comeback feierte.

Straßen-Staatsmeisterschaft Männer Grein, (160 km, Schnitt 39,1 km/h): Gregor Mühlberger 3:53:42 Std., 2. Lukas Pöstlberger (beide BORA-hansgrohe), + 2 sec., 3. Michael Gogl (Trek), +2:24 min., 4. Riccardo Zoidl , + 2:39, 5. Stephan Rabitsch (beide Felbermayr Wels), + 2:49, 6. Sebastian Schönberger (Tirol Cycling), + 2:52 zurück.

Ergebnis Frauen ( 96 km, Schnitt 32 km/h): 1. Martina Ritter (DROPS Cycling) 2:48:47 Std, 2. Christina Perchtold (Cervela Bigla Cycling), +1:47 min, 3. Barbara Mayer (SK Vöest Linz) + 3:11 min.

In der ÖRV-Bundesliga bleibt weiter Matej Mugerli (Amplatz-BMC) mit 1016 Punkten vor Helmut Trettwer (WSA Greenlife) mit 745 voran. Beide waren heute bei ihren nationalen Titelkämpfen in Slowenien bzw. Deutschland am Start.

Nächstes Bundesliga-Rennen: Raiffeisen-GP Judendorf, UCI 1.2,   Sonntag, 10.September

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