Foto (c): Walter André

Kette rechts - Meisterschaftswochenende Achensee & Mondsee

Einmal mehr haben die „Jungen Wilden“ des KTM Cycling Tirol-Teams an diesem Wochenende aufgezeigt. Da wurde der junge Zillertaler Markus Wildauer überraschend österreichischer Bergmeister, kurios dabei: die Mannschaft wollte wenige Tage nach dem schweren Baby-Giro zunächst in Wiesing gar nicht an den Start gehen – was aber beim Heimrennen ein schlechtes Bild abgegeben hätte.

Und  Wildauer ist in seiner Begeisterung dann mit dem Rennrad (und Goldmedaille) auch gleich die paar Kilometer nach Hause gefahren. Und in Mondsee sorgte sein Vereinskollege Tobias Bayer ebenfalls für einen Paukenschlag: Fünfter und Sieger der U 23-Wertung bei der schweren Straßenmeisterschaft und als erst 19jähriger mitten unter den WorldTour-Fahrern platziert, sogar noch vor Pernsteiner und Pöstlberger !

Warum Österreich ein beliebtes Reiseland ist, wurde den Teilnehmern der Bergmeisterschaft augenscheinlich klar: Eine atemberaubende Bergkulisse, mit noch Schneeresten auf dem Karwendelmassiv und sattgrünen Almen, mit viel Weidevieh entlang der Strecke bis hinauf zur Gramai-Alm. Auch wenns keine typische Kletterei war, nämlich nicht ständig bergauf von Start bis ins Ziel, war dieses Rennen doch eine Reise wert. Vor allem auch für das Felbermayr-Simplon-Team: die Welser Mannschaft feierte auf der Alm weniger den zweiten Platz von Stephan Rabitsch als dessen 28. Geburtstag. Sehr lustig solls gewesen sein und die Festivitäten wesentlich länger angehalten haben als das Rennen selbst. Extra-Überraschungen hatte auch Walter Egger als Organisator des Bergrennens für die (vielen) Klassensieger mitgebracht: das traditionelle Steinöl, das in Pertisau seit Generationen aus einer Art Ölschiefer gewonnen wird, verspricht heilende Wirkung für den menschlichen Bewegungsapparat – und ist von den Radsportlern dankend angenommen worden.

Da strahlte Patrick Konrad (endlich) einmal im Ziel wirklich übers ganze Gesicht. „Mein erster Einzelsieg, seit ich für BORA fahre. Und dann passierts gleich bei dieser schweren Meisterschaft, danke meinen beiden Kollegen Mühli und Pösti, die mich so unterstützt haben!“ Klar hatten Mühlberger und Pöstlberger auch gut lachen, die beiden hatten schon 2017 und 18 jeweils die Titelkämpfe gewinnen können. Das „BORA-Triple“, von Fachleuten fast erwartet, ist damit Wirklichkeit geworden. Gewonnen worden ist das Rennen übrigens in der langen Abfahrt von der Postalm, als das spätere Siegertrio in einer halsbrecherischen Aktion fast zwei Minuten (!) Vorsprung holte. „Mit bis zu 112 km/h waren sie unterwegs“, so BORA-Betreuer Helmut Dollinger. Der Kärntner und frühere (sehr gute) Bergfahrer hatte als Betreuer  seines Trios die richtigen taktischen Tipps parat  - auch ohne Funkverbindung, die ja bei einer Meisterschaft nicht erlaubt ist.

Eine Staatsmeisterschaft kennt immer nur den Sieger und viele, die nicht im Rampenlicht stehen: einer der Pechvögel war Daniel Geismayr, der MTB-Spezialist hatte in der Spitzengruppe ausgerechnet beim Anstieg zur Postalm Schaltungsdefekt und kam nie wieder richtig in Schwung, rollte schließlich resigniert mit großem Rückstand ins Ziel, genauso wie der verkühlte Riccardo Zoidl, der „sich am liebsten während des Rennens ein paar Mal übergeben hätte.“

Die Staatsmeisterschaft mag ihn offenbar nicht: Michael Gogl trug Platz zwei diesmal aber mit Fassung, nach zwei Mal Bronze in den letzten Jahren. Einmal war ein Absperrgitter im Weg, und schon einmal war er bereits an einem BORA-Duo gescheitert. „Gegen zwei BORA-Leute um den Sieg zu fahren, ist fast unmöglich, probiert hab ichs jedenfalls ein paar Mal, und im Sprint gegen Mühlberger hats wenigstens geklappt“, so das Resumee des Oberösterreichers, der heuer schon Giro und Tour de Suisse gefahren ist und nun mit Trek-Segafredo an der Polenrundfahrt teilnimmt.

Spätestens seit dem Frühsommer kennt man den Namen Anna Kiesenhofer auch (wieder) in Österreich: Galt ihr überlegener Sieg bei der Zeitfahr-Staatsmeisterschaft am Ossiacher See noch als echte Überraschung, hat sie jetzt beim extrem schweren Straßenrennen nachgedoppelt: ihre schärfste Gegnerin Angelika Tazreiter, die die längste Zeit geführt hatte, konnte sie im Finish noch ein – und überholen. Kiesenhofer, gebürtig in Mistelbach, lebt in Lausanne in der Schweiz. Die 28jährige arbeitet dort als Wissenschafterin an einem mathematischen Forschungsinstitut und hat in ihrer sportlichen Referenz-Liste auch ein Engagement beim Frauentam Lotto-Soudal stehen und mehrere Spitzenergebnisse bei Rennen im Ausland.

Im neuen Look zeigen sich seit dem Wochenende die Führenden in der Bundesliga-Wertung: mit Teekanne als neuem Radsport-Partner zeigt sich der aktuell Beste der Elite-Klasse (Stephan Rabitsch) im rotweißroten Trikot mit dem Logo “Teekanne-Fresh“. Der beste U 23-Fahrer, in diesem Fall Markus Wildauer, trägt das Teekanne-Fresh- Trikot in schwarzweiß gehalten.

Ein Radrennen ist ein kompliziertes Gebilde, dessen Organisation gerade bei einer Meisterschaft so vielschichtig ist, dass praktisch immer etwas schiefgehen kann. Bei diesem Rennen, mitten im extrem starken Wochenend-Ausflugsverkehr, ist jedenfalls alles gut gegangen, auch weil besonnene Rennfahrer und die vielen motorisierten Funktionäre und Sicherheitsorgane nicht gegen- sondern miteinander gearbeitet haben.

 

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